Hetzkrankheit – das hilft

Alles gleichzeitig machen, nichts liegen lassen, immer perfekt sein wollen – vor allem Frauen leiden unter einer neuen Krankheit. Amerikanische Wissenschaftler nennen sie Hurry Sickness, übersetzt Hetzkrankheit.

Viele Menschen haben das Gefühl, dass ihnen die Zeit davon rennt

Schwäche und Müdigkeit. Dazu kommen Kopfschmerzen, Schulterverspannungen, Schlafprobleme und Magenbeschwerden. Und das ständige Gefühl, in Zeitnot zu sein. All dies sind typische Symptome der Hetzkrankheit. Das neue Phänomen wurde zunächst in den USA beobachtet, nun wird es auch in Deutschland untersucht.

Experten definieren die Hetzkrankheit als – wie der Name schon sagt – ständiges Gehetze im Alltag. Ob im Job oder privat – die meisten Aufgaben werden nur noch unter Druck und Eile ausgeführt. Allein die Geschwindigkeit zählt. Am liebsten erledigt man mehrere Sachen gleichzeitig.

Umfragen zeigen: Fast jede zweite Frau lebt auf der Überholspur. Die meisten leiden unter der Mehrfachbelastung durch Beruf, Familie und Haushalt. Das so genannte Multitasking wird gerne als eine besonders bemerkenswerte Fähigkeit von Frauen interpretiert, ohne gleichzeitig die möglichen negativen Folgen zu beleuchten. Tatsächlich führt das ständige Umschalten zwischen vielen Aufgaben zu einem Zustand der Überforderung. An unserem Körper geht das nicht spurlos hinüber. Wer dauerhaft unter Strom steht, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit krank: Dann herrscht auch Hochdruck im Blutkreislauf, Anspannung in Nacken und Rücken.

Die Hektik schadet vor allem dem Magen, denn Magen und Psyche sind eng miteinander verbunden, da ein dichtes Nervengeflecht den Verdauungsapparat umschließt. Stress kann in diesem System stören und zum Beispiel eine erhöhte Säureproduktion im Magen hervorrufen. Kein Wunder, dass jeder dritten Frau die ständige Hetze zeitweise auf den Magen schlägt.

Wichtig zu wissen: Vorübergehender Stress, Schwäche und Unlust sind normal. Das ist für den Körper wie eine Wettkampfsituation. Er mobilisiert alle seine Kräfte für die Hochleitung. Auf Dauer kann das Gehetze aber keiner aushalten.

Für die meisten Menschen ist es nicht leicht, zu erkennen, ob sie nur vorübergehend gestresst sind oder bereits an der Hetzkrankheit leiden. Als krankhaft gilt, wenn dauerhaft folgende Punkte zutreffen:

Sie versuchen, mehr Zeit durch ein höheres Arbeitstempo zu gewinnen

  • Sie wollen rund um die Uhr erreichbar sein
  • Sie können mit der Arbeit nicht aufhören
  • Sie wollen alles selber machen
  • Sie betreiben einen hohen Arbeitsaufwand
  • Sie können in Ihrer Freizeit nicht abschalten
  • Sie übernehmen auch in Ihrer Freizeit vielfältige Aufgaben.

Paradox: Multitasking bringt im Grunde gar keine Vorteile. Zeit spart man schon gar nicht. Denn wer zu viele Sachen gleichzeitig macht, wird immer langsamer, fanden amerikanische Hirnforscher der Universität Michigan heraus. Kommen ständig neue und ungewohnte Aufgaben hinzu, leidet die Effizienz des Gehirns. Um bis zu 40 Prozent ist die Geschwindigkeit der Reizverarbeitung langsamer. Bei manchen Probanden schaffte das Gehirn nicht einmal die Hälfte der Leistung, die es bei der Konzentration auf eine Aufgabe erbringen würde.

Wer ständig überarbeitet ist, muss die Notbremse ziehen und sich Freiräume schaffen. Dafür ist es wichtig, sich deutlich zu machen, dass man sein eigenes Leben selbst in der Hand hat und etwas ändern kann. Bewegung und Entspannungsübungen wie Yoga können schnell zu einer Besserung führen. Auch Pausen sind wichtig. Dazu gehören sowohl die kleinen Auszeiten während des Tages als auch ein Jahresurlaub.

Um langfristig ein zufriedenes Leben zu führen, sollten alle Bereiche des Lebens in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen: Beruf, Familie, Gesundheit und die Frage nach dem Sinn des Lebens. Wenn man einen Bereich überbewertet, kommt der andere zu kurz. Auf Dauer frustriert das.

Bewährt hat sich für den Anfang eine Bestandsaufnahme. Am besten aufschreiben, wie viel Zeit man derzeit für jeden der vier Bereiche opfert und wie das in Zukunft aussehen soll. Dann wird ein Plan gemacht, welche Bereiche man in Zukunft stärken will und wie.

 

Hetzkrankheit – das hilft. Die 10 besten Tipps für mehr Entspannung

1.  Ziele formulieren. Wichtig ist, sich über die eigenen Wünsche klar zu werden – und sie dann konsequent zu verfolgen. Beispiel: Ich will mehr für meine Gesundheit tun.

2. Schriftlich planen. Schreiben Sie auf, was Sie vorhaben. So sind Sie sicher, dass Sie nichts vergessen und Ihr Kopf ist frei für andere Sachen. Am besten einen Tages- und einen Wochenplan machen.

3. Realistisch bleiben. Nehmen Sie sich nicht zuviel für die Woche oder den einzelnen Tag vor. Planen Sie bewusst Pausen und Leerlaufzeiten ein.

4. Schwerpunkte setzen. Überlegen Sie sich, welche Aufgaben am wichtigsten und dringendsten sind. Erledigen Sie die wichtigen Dinge zuerst.

5. Nicht perfekt sein wollen. Haben Sie keinen übertrieben hohen Anspruch an sich selbst.

6. Auch mal nein sagen. Sie brauchen nicht immer zu machen, was andere von Ihnen erwarten. Sagen Sie auch mal „nein“, wenn Sie gar keine Zeit haben.

7. Sich frei entscheiden. Das fängt schon beim Telefonklingeln an: Sie müssen nicht immer gleich abheben. Ein Anrufbeantworter erfüllt zunächst seinen Zweck. Sie können später zurückrufen – eben dann, wenn es Ihnen besser passt.

8. Helfen lassen. Viele Frauen wollen alles selbst machen – leiden zwangsläufig unter Zeitnot. Bauen Sie sich frühzeitig ein Netzwerk von „Hilfskräften“ auf.

9. Zeit genießen. Unternehmen Sie regelmäßig etwas, was nichts – aber auch gar nichts – mit Arbeit oder Leistung zu tun hat. Dazu gehören zum Beispiel Ausflüge mit der Familie, Treffen mit Freunden oder ein schöner Spaziergang.

10. Ein Zeit-Tagebuch führen. Protokollieren Sie Ihren „Zeitverbrauch“. Überprüfen Sie immer wieder, ob Sie Freizeit und Ausgleich genügend Raum geben.

 

Was stresst am meisten

Bei Umfragen gaben die Deutschen an, dass sie vor allem gestresst werden von

– Zeit-/Termindruck (45 Prozent)

– zu viel Arbeit (35 Prozent)

– privaten und familiären Problemen (23 Prozent)

– Angst vor Arbeitsplatzverlust (17 Prozent)

– Konflikte mit Vorgesetzten (17 Prozent)

 

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