Bin ich ein Workaholic?

Freizeit ist für sie ein Fremdwort. Alles, was sie interessiert, ist die Arbeit. Workaholics nennt man diese Arbeitstiere. Sie haben keine Zeit für Freunde, Familie – und noch nicht mal für sich selbst. Doch Vorsicht: Auf Dauer macht zu viel Arbeit krank. Erst Konzentrationsstörungen und Kopfschmerzen. Später müssen die Betroffenen mit Beschwerden wie Magenproblemen, Verspannungen oder gar einem Herzinfarkt rechnen. 

Bin ich ein Workaholic?

Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland etwa 200.000 bis 300.000 Workaholics. Potentiell gefährdet ist laut empirischen Studien aber bereits jeder siebente Arbeitnehmer, also rund 5,5 Millionen Menschen. Weil die meisten Workaholics gar nicht in eine Therapie, sondern allenfalls wegen körperlicher Beschwerden zum Arzt gehen, ist die Dunkelziffer sehr hoch.

Die Ursachen für die „Arbeitswut“ sind vielseitig: Angesichts der katastrophalen Lage auf dem Arbeitsmarkt haben viele Menschen Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren und arbeiten deshalb länger als gefordert. Oder die Karriereleiter lockt, und Mitarbeiter zeigen durch besonderes Engagement, dass sie nach oben wollen. Auch private Probleme können bei der Entstehung der Arbeitssucht eine Rolle spielen: So mancher, der Schwierigkeiten in Partnerschaft oder Familie hat, flüchtet sich in die Arbeit.

Bin ich ein Workaholic? Ob man schon ein Workaholic ist oder einfach nur besonders viel und lange arbeitet, lässt sich nicht immer scharf trennen. Denn nicht jeder, der mal Überstunden macht oder auch mal von zu Hause arbeitet, ist gleich arbeitssüchtig.

Die Arbeitssucht entwickelt sich immer langsam. Fachleute sprechen von vier Phasen:

  1. In der „Einleitungsphase“ kreisen die Gedanken mehr und mehr um die Arbeit. Familie und Freunde werden vernachlässigt, und es treten die ersten Schuldgefühle auf.
  2. In der „kritischen Phase“ sind die privaten Beziehungen schon gefährdet. Der Workaholic wird zunehmend aggressiv und sucht nach Ausreden für seine übertriebene Arbeitswut. Alle Lebensbereiche ordnen sich bereits der Arbeit unter.
  3. In der „chronischen Phase“ zählt nur noch die Arbeit. Der Arbeitssüchtige reißt mehr und mehr Aufgaben an sich.
  4. In der „Endphase“ treten die krankhaften Folgen massiv zutage. Der Workaholic erlebt einen starken Einbruch seiner Leistungsfähigkeit und muss mit akuten Beschwerden wie Magenproblemen, Verspannungen oder gar einem Herzinfarkt rechnen.

Doch soweit muss es nicht kommen! Steuern Sie am besten rechtzeitig dagegen.

So werden Sie Ihre Arbeitssucht wieder los:

  1. Werden Sie sich darüber bewusst, dass Sie auf dem Weg sind, ein Workaholic zu werden – oder es vielleicht schon sind. Nehmen Sie frühe Alarmzeichen ernst. Häufig kommen die ersten kritischen Hinweise von dem Ehepartner, den Kindern oder auch Freunden. Sie machen Sie darauf aufmerksam, dass Sie einfach zu viel oder zu lange arbeiten und kaum noch Zeit mit ihnen verbringen.
  2. Hilfreich können ehrliche und offene Gespräche sein. Aber Vorsicht: Als Arbeitssüchtiger sind Sie wahrscheinlich ein notorisch schlechter Zuhörer, der versuchen will, schnell das Gespräch wieder auf seine eigenen Interessen zu lenken oder wieder an die „wirkliche“ Arbeit zu kommen.
  3. Führen Sie exakt Buch darüber, wie viel Zeit Sie mit der Arbeit verbringen. Bei täglich zehn oder mehr Stunden sollte Ihnen das schon zu denken geben.
  4. Wichtig ist eine klare Trennung von Arbeit und Freizeit. Sie sollten es tunlichst vermeiden, Arbeit mit nach Hause oder gar in den Urlaub zu nehmen. Versuchen Sie stattdessen zu delegieren oder machen Sie bei tatsächlich hoher Arbeitsbelastung lieber ein paar Überstunden im Büro.
  5. Planen Sie gezielt Zeit für Freizeitaktivitäten ein – und halten Sie diese auch ein! Ein Spielenachmittag mit den Kindern oder ein Kinobesuch mit Freunden müssen den gleichen Stellenwert wie die Arbeit haben.
  6. Gönnen Sie sich Ihren wohlverdienten Urlaub. Um sich richtig zu erholen, sollten Sie eine Pause von mindestens zwei, besser drei oder vier Wochen machen. Fahren Sie dann an einen Ort, an dem Sie keine Möglichkeit zum Arbeiten haben. Und nutzen Sie die Zeit, um sich einmal mit wesentlichen Fragen zu beschäftigen wie zum Beispiel: Was ist mir im Leben wirklich wichtig? Was könnte ich später bereuen, wenn ich so weitermache wie bisher? Wie könnte ich mein Leben gestalten, um erfüllt und zufrieden zu sein?

In einigen Fällen kann es auch angebracht sein, sich beruflich neu zu orientieren. Denn Arbeit ist zwar wichtig. Aber: Kein Job ist es wert, dass man deswegen die Familie oder die Gesundheit aufs Spiel setzt.

Alarmsignale beachten

  • Arbeitssüchtige nehmen sich zu viel vor und arbeiten bis zur völligen Erschöpfung.
  • Es gibt kein wirkliches Arbeitsende.
  • Ein übertriebener Perfektionsanspruch lähmt oft bei der Arbeit.
  • Arbeit und Freizeit sind nicht mehr klar getrennt: Auch in der Freizeit kreisen die Gedanken dauernd um die Arbeit.
  • Der Tag wird am Ende fast ausschließlich nach der Menge der noch nicht geleisteten, nicht nach der erfolgreich erledigten Arbeit beurteilt.
  • Freizeitaktivitäten werden mehr und mehr zugunsten der Arbeit geopfert. Der Betroffene gerät in eine soziale Isolation.
  • Kopfschmerzen, Verspannungen oder Magenprobleme treten häufiger auf.
  • Alkohol und Tabletten (Schlafmittel) werden zur Beruhigung konsumiert.

 

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